Ist es verantwortbar, den "Täter" nicht zu bestrafen?
Zur moralischen Legitimität eines Grundsatzes des
No Blame Approach
Im Eröffnungsvortrag des Kongresses greift Professor Dr. Andreas Lob-Hüdepohl fünf Themenbereiche auf:
(1) Zwei Verantwortungsdiskurse
Diskurs I stellt die Frage nach der sachlichen Angemessenheit, auf Strafe zu verzichten, um mit dem No Blame Approach auf Seiten der "Täter" eine Wendung von "destruktiver Mächtigkeit" hin zu einer "konstruktiven Mächtigkeit" zu bewirken. Aus dieser Perspektive ist die Antwort anscheinend ein Ja, da der Ansatz offensichtlich erfolgreich ist und Mobbing gestoppt wird.
Diskurs II geht der Frage nach, ob nicht dennoch ein moralisches Ärgernis bleibt, weil das Gerechtigkeitsempfinden nicht befriedigt wird, wenn die Sanktion als Konsequenz der Tat ausbleibt.
(2) Verzicht auf Beschuldigung und Strafe als (methodischer Grundsatz) des No Blame Apporach
Herausgearbeitet werden in diesem Abschnitt die Begründungen für das methodische Vorgehen im Rahmen des No Blame Approach. Basis hierfür ist das Praxishandbuch zum No Blame Approach von Heike Blum und Detlef Beck.
(3) Stichworte zum moralischen Sinn von Strafe
Erläutert wird der Unterschied zwischen "absoluten Straftheorien", in denen der Sinn von Strafe die Vergeltung und Sühne sind, und "relativen Straftheorien", in denen primär der Opferschutz im Fokus steht und Strafe den Sinn der Abschreckung oder der Prävention hat oder der Resozialisierung der "Täter" zu dienen.
(4) Ethische Grundannahmen relativer Straftheorien
Auf dem Hintergrund der verschiedenen Straftheorien führt die rechtshistorische Entwicklunglinie vom Gedanken der Vergeltung weiter zum Ausgleich und in der modernen Zeit hin zur Vergebung. In dieser Entwicklungslinie drückt sich ein geringes Interesse an der Vergeltung und ein starkes Interesse an der Wiederherstellung heilsamer Beziehungen aus.
(5) Nachbemerkung
Die Grundlagen unseres modernen Strafrechts rechtfertigen die Vorgehensweise mit dem No Blame Approach. Die Frage nach der ethischen Verantwortbarkeit kann mit einem "ganz entschiedenen Ja" beantwortet werden.
Die Vortragsunterlagen finden Sie hier
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